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Anlagekommentar Oktober 2023 – Konjunkturaussichten in Europa verhalten und rückläufige Inflation in den USA

Anlagetipp

Auch wenn sich die Kapitalmärkte im Oktober 2024 wieder erholen konnten, da zum einen die Inflation in den USA rückläufig war und sich zum anderen die Energiekrise in Europa temporär entspannen konnte, werden die Kapitalmärkte in den kommenden Monaten weiter unter Druck stehen.

Die europäische Wirtschaft stagniert nahezu, wobei die Unterschiede zwischen den Ländern in diesem Jahr erheblich sind. So befindet sich Deutschland am Rande einer Rezession und Spanien zeigt dagegen ein solides Wachstum. Im Wirtschaftsklima-Index (Erhebung der Europäischen Kommission) befindet sich die Dienstleistungskomponente auf einem gutem Niveau, der Industrie-Index konnte sich auf einem tiefem Niveau stabilisieren und das Konsumentenvertrauen hat leicht nachgelassen.

Auch wenn sich der IFO-Konjunkturindex und der Einkaufsmanager-Indizes für Deutschland auf ein  tieferes Niveau bewegt haben, kann die Schwäche im Industriesektor durch die Produktions-und Auftragsdaten relativiert werden. Anders als in den Umfragen, kann eher von einen verhaltenen Geschäftsfortgang ausgegangen werden, was keine Rezession signalisiert.

Entwicklung der Anlagemärkte im Oktober 2023

Nach den Rückgängen in den Vormonaten, konnten die Finanzmärkte im Oktober 2023 diesen Trend wieder nicht beenden. Es ging zwar nur noch leicht abwärts mit den Kursen, aber ob dies bereits eine Bodenbildung ist, bleibt derzeit offen. Dabei machten Wachstumswerte und Substanzwerte ähnliche Rücksetzer. So musste der amerikanische wachstumsorientierte Aktienindizes NASDAQ 100 Index einen Rückgang von -2,1 Prozent verkraften und der substanzorientierte Dow Jones Industrial Average Index ging mit -1,4 Prozent nach unten. Der S&P 500 Index lag mit -2,2 Prozent über dem NASDAQ 100 Index und Dow Jones Industrial Average Index.

An den europäischen Aktienmärkten ging es dem amerikanischen Trend folgend auch unten. Es gab aber auch einen Gewinner. Der deutsche DAX Index musste einen Rückgang von -3,8 Prozent und der französische CAC 40 Index ein Minus von -3,5 Prozent verkraften, ähnlich wie im Vormonat. Der britische FTSE 100 Index folgte diesem Trend und rutschte mit einem Rückgang von -3,8 Prozent wieder in die bisherige Abwärtsspirale. Auch der spanische IBEX 35 Index kam unter Räder und lag mit -4,4 Prozent nicht mehr so gut im Rennen wie in der Vergangenheit.

Dieser Trend spiegelte sich auch im Ergebnis des Eurostoxx 50 Index wieder, der mit -3,5 Prozent auch einen größeren Rückgang zu verzeichnen hatte. Der marktbreitere Stoxx Europe 600 Index musste hingegen noch größere Abschläge hinnehmen und schloss mit -4,2 Prozent ab.

DAX Entwicklung

Auch in Asien ging es weiter nach unten. So konnte sich der japanische NIKKEI 225 Index nicht mehr von den Rückgängen in den USA abkoppeln, musste sich mit -4,2 Prozent deutlich geschlagen geben. Die chinesischen Aktienwerten wurden dagegen nicht mehr so kräftig „durchgeschüttelt“ wie in den Vormonaten. So musste der Hang Seng Index mit -3,9 Prozent nur einen kleineren Kursrückgang gegenüber dem Vormonat hinnehmen, während sich der Shanghai Composite Index mit -2,6 Prozent unter den weltweiten Top-Indizes trotz negativem Ergebnis sehr ansprechend platzieren konnte.

Beim weltweiten MSCI World Index hinterließ der Abwärtstrend an den Börsen auch seine Spuren und er kam mit -2,8 Prozent wieder mit einem blauen Auge davon.

An den Rohstoffmärkten kam es dagegen teilweise zu deutlichen Rückgängen, was beim Ölpreis mit -8,2 Prozent zu Buche schlägt. Bei den anderen Industriemetallen wurde die bisherige Nulllinie „gerissen“. So lag Kupfer mit -2,1 Prozent noch relativ stabil, was bei Aluminium dagegen mit -5,3 Prozent zu einem größeren Kursrutsch führte. Auch Nickel folgte diesem Abwärtstrend und der Kurs kam mit -3,4 Prozent wieder stärker unter die Räder. Beim Goldpreis hingegen gab es mit +6,2 Prozent ein regelrechtes Kursfeuerwerk.

Kupon, Duration und Co. – Anleger sollten diese Anleihen-Vokabeln kennen

Kapitalanleger haben aktuell kaum eine Chance, sich vor dem Thema Anleihen zu verstecken. Allerdings sind nach über zehn Jahren Schattendasein viele Anleger im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere nicht mehr ganz so sattelfest. Doch kein Problem: Nachfolgend sollten die wichtigsten Begrifflichkeiten aus dem Anleihen-Bereich und deren Bedeutung erklärt werden. Dies soll mit Ablaufrendite beginnen und mit Zinsänderungsrisiko enden:

Ablaufrendite
Es geht direkt ans Eingemachte. Die Ablaufrendite, oder auf Englisch Yield to Maturity, ist die jährliche Rendite, die ein Anleger vom jeweiligen Betrachtungszeitpunkt bis zur Endfälligkeit einer Anleihe erzielen kann. Dabei berücksichtigt die Ablaufrendite sowohl die Zinskuponzahlungen als auch etwaige Kursgewinne, wenn beispielsweise die Anleihe unter 100 Prozent gekauft wurde.

High Yield Bond
Zu Deutsch, Hochzinsanleihen, sind Anleihen mit besonders hohen Zinskupons. In der Regel haben die Unternehmen, die diese Anleihen herausgeben eine schlechtere Bonität und müssen ihre Papiere durch die höheren Zinszahlungen für Anleger attraktiver machen, beziehungsweise das höhere Emittenten- und Ausfallrisiko aufwiegen. Hochzinsanleihen sind wegen der höheren Risiken nicht per se schlecht, sondern werden durchaus auch in gut diversifizierten Portfolios eingesetzt.

Anteil der Befragten, die 100.000 Euro wie folgt investieren würden

Kupon
Der Kupon ist die jährliche Verzinsung einer Anleihe. Je nach Anleihentyp kann dieser flexibel oder fixiert sein. Aus Sicht des Anlegers ist der Kupon ein wesentlicher Bestandteil der Renditechance einer Anleihe.

Bobl
Hinter diesem amüsant klingenden Kürzel verbergen sich die sogenannten Bundesobligationen. Dabei handelt es sich um Schuldverschreibungen der Bundesrepublik Deutschland mit einer Laufzeit von fünf Jahren und einem festen Zins.

Nominalwert
Hierbei handelt es sich um den Betrag, den der Emittent dem Anleihehalter am Ende der Laufzeit zurückzahlen muss. Da der Gesamtwert einer Anleihe in der Regel für Privatanleger zu hoch ist und mehrere Millionen Euro betragen kann, wird beispielsweise bei Solidvest in Teilbeträgen gehandelt.

Rating/Bonität
Staaten und Unternehmen werden durch Ratingagenturen auf ihre Kreditwürdigkeit geprüft. Je schlechter das Rating, desto höher muss der Zins einer Anleihe sein, um das Papier für Investoren interessant zu gestalten. Je besser das Rating und geringer die Risiken, desto niedriger der Zinskupon.

Laufzeit
Die Laufzeit beschreibt die Dauer von Emission einer Anleihe bis zu ihrer Fälligkeit, also dem Zeitpunkt, zu dem sie vollständig zurückgezahlt werden muss. Je länger die Laufzeit einer Anleihe ist, desto sensibler reagiert ihr Kurs auf Leitzinsänderungen.

Pari
Wird eine Anleihe „zu pari“ herausgegeben, hat sie einen Kurs von 100 Prozent. Damit entspricht ihr Nominalwert exakt dem Kaufwert. Viele neue Anleihen werden allerdings unter Pari emittiert, was bedeutet, dass Anleger sie unter dem Nominalwert kaufen können. Damit bietet die Anleihe einen höheren Gesamtertrag, da einerseits zum Ende der Laufzeit der volle Nominalwert zurückgezahlt wird, zum anderen der Kupons ebenfalls auf den Nominalwert berechnet wird.

Duration
Die Duration wird oft mit der Laufzeit verwechselt. Anders als die Laufzeit meint die Duration aber die Kapitalbindungsdauer. Diese Kennzahl ist ein technisches Konstrukt, das herangezogen wird, um die Zinssensibilität einer Anleihe zu messen. Das ist für professionelle Anleger besonders wichtig, da steigende oder sinkenden Zinsen die Kursentwicklungen von Anleihen beeinflussen.

Währungsrisiko
Selbstverständlich gehören, wie immer am Kapitalmarkt, auch Risiken mit dazu. Bei Anleihen ist unter anderem das Währungsrisiko relevant. Da Anleihen oft in der Landeswährung eines Unternehmens ausgegeben werden, und diese Währung im Wert schwanken kann, ist es möglich, dass Anleger dadurch Verluste erleiden. Umgekehrt ist allerdings auch möglich, dass sich eine Währung zugunsten des Anlegers entwickelt.

Zinsänderungsrisiko
Auch eine Veränderung der Leitzinsen birgt für Anleihen-Investoren ein gewisses Risiko. Insbesondere steigende Zinsen führen dazu, dass die Kurse älterer Anleihen sinken. Geblickt auf die gesamte Laufzeit ist das grundsätzlich nicht schlimm, da zum Ende der Anleger denn Nennwert erhält und Kursverluste damit wieder ausgeglichen werden. Wie bereits beim Währungsrisiko bietet sich durch sinkende Zinsen aber eine Chance für Anleger. In diesem Fall können Anleihenkurse steigen.

Anleihen verstehen mit dem Wissen eines Profis

Mit diesem Beitrag kann nur ein Bruchteil der Fachvokabeln des Anleihen-Universums abgedeckt werden. Ein vollständiges Lexikon würde an dieser Stelle auch den Rahmen sprengen. Im Geldanlage-Lexikon kann bei Interesse nach weiteren Begriffen gestöbert werden. Dennoch hoffe ich, einen Teil dazu beigetragen zu haben, die Entwicklungen im Bereich der Anleihen besser verständlich zu machen.

Falls Sie sich für weitere Informationen zum Anleihenmarkt interessieren, ist das obige Video mit einem Interview von DJE Vorstand Dr. Jan Ehrhardt auf dem YouTube-Kanal von Finanzjournalist sehr zu empfehlen. Wenn Sie in Anleihen investieren möchten und dabei aber lieber auf die Hilfe von Profis vertrauen möchten, werfen Sie doch mal einen Blick auf die neue Solidvest Zins-Strategie oder nutzen Sie ein persönliches Beratungsgespräch mit mir.

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Ausblick auf die zukünftige Kapitalmarktentwicklung

Als zentraler Faktor für die Kapitalmärkte bleibt weiter die Konjunkturentwicklung von entscheidender Bedeutung. Vorerst ist noch kein Abgleiten in eine Rezession erkennbar, wobei die Daten in Europa für eine schwächere Konjunktur sprechen. Das Risiko einer deutlich schwächeren Konjunktur sollte aber eher im späteren Jahresverlauf oder zu Beginn des kommenden Jahres präsenter werden, wobei die Prognosemöglichkeiten bezüglich des genauen zeitlichen Verlaufs einer Konjunkturschwäche nicht überschätzt werden sollten.

Die Inflation wird in den kommenden Monaten leicht sinken, wodurch die Geldpolitik nicht mehr so im Vordergrund steht, wie in der jüngsten Vergangenheit. Auch wenn noch Leitzinserhöhungen vom Finanzmarkt eingepreist sind, so liegen die Höchststände der Leitzinsen schon in Reichweite. Auch eine etwas schwächere Konjunktur und ein fortgesetzter Rückgang der Inflation sollten für die Aktienmärkte weiter gute Rahmenbedingungen bleiben. Mittelfristig entwickelt sich wieder ein ansprechendes Umfeld für Staatsanleihen, aber auch Unternehmensanleihen mit guter Bonität bleiben interessant.

Als Basisinvestments sind in diesem Umfeld dividendenorientierte Anlagen ein Option. Auch ausgewählte Mischfonds gehören dazu. Für längerfristige Anlagethemen ist ein Fokus auf die „Alternde Gesellschaft“, die „Digitalisierung“, Klimawandel und Infrastruktur aussichtsreich. Im Anleihenbereich sind weiterhin Unternehmensanleihen aus dem Euroraum dem Vorzug gegenüber Staatsanleihen zu geben. Auch Anleihen von aufstrebenden Ländern und Unternehmen in Hartwährungen sowie Wandelanleihen können als Ergänzungsanlage für eine Depotbeimischung dienen. Auch offene Immobilienfonds können wegen ihrer geringen Schwankungsbreite zur Depotstabilisierung beitragen.

Anlagemärkte Entwicklung

wichtiger Hinweis:
Dieser Bericht dient ausschließlich zu Informationszwecken und die Angaben wurden mit Sorgfalt zusammengestellt. Für die Richtigkeit kann jedoch keine Gewähr übernommen werden. Allein verbindliche Grundlage für den Erwerb von Investmentfondsanteilen sind die jeweiligen Verkaufsprospekte und die jährlichen Rechenschaftsberichte. Diese sind Grundlage für die steuerliche Behandlung der Fondserträge. Die auf Fondsebene anfallenden Kosten (z.B. die Verwaltungsvergütung) wurden berücksichtigt. Die auf Kundenebene anfallenden Kosten (Ausgabeaufschlag und Depotkosten) sind ggfs. nicht berücksichtigt. Bei Fremdwährungen kann die Rendite infolge von Währungsschwankungen steigen oder fallen.

Die Informationen sind unverbindlich und stellen weder eine Anlageempfehlung oder sonstige Beratung, ein Angebot oder eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Sie ersetzen kein persönliches Beratungsgespräch. Eine Anlageentscheidung bedarf der individuellen Abstimmung auf die persönlichen Verhältnisse und Bedürfnisse des Anlegers. Die dargestellten Informationen, Analysen und Prognosen basieren auf dem Wissensstand und der Markteinschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Daten sowie das Eintreten von Prognosen wird keine Haftung übernommen. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

Erläuterungen zu den Berechnungsgrundlagen:
Die Entwicklungen bzw. Endbeträge und Volatilitäten werden auf EUR-Basis berechnet. Grundlage für die Berechnung der Volatilität: Monatliche Returns, logarithmiert, annualisiert. Eventuelle Ausschüttungen bei Investmentfonds werden wieder angelegt. Die Wertentwicklung basiert auf 100 Prozent des Kapitaleinsatzes, die Wertentwicklungen p.a. und Volatilitäten werden aus dem gesamten der Auswertung zugrundeliegenden Zeitraum (wie angegeben) bestimmt.

Externe Quellen:

  • Kategorie-Durchschnitte: monatliche Berechnung durch EDISOFT GmbH über das Fondsuniversum der FVBS-Datenbank
  • Zinsen (Festgeld, Sparbuch): monatliche Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute
  • Inflation: monatliche Zahlen des Statistischen Bundesamts
  • Goldpreis: offizieller Feinunzen-Preis/London
  • Bereich “Kupon, Duration und Co. – Anleger sollten diese Anleihen-Vokabeln kennen“ von DJE Kapital AG

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